Frohe Ostern

Obwohl der Mond erst halb voll ist, ist die Nacht hell. Wie sonst nur bei Vollmond werfen unsere Körpersilhouetten Schatten auf den Weg! Ich staune. Erst Halbmond - und so viel Licht. Kaum ein Flugzeug blinkt zwischen den Sternen. Die Nacht ist still und kalt und klar. Bald ist es Ostern. In einer Woche ist der Mond voll: Frühlingsvollmond. Etwas Ewiges berührt mich bei diesem Gedanken.

So sehr die Welt in Aufruhr ist, in Corona- und anderem Aufruhr, etwas bleibt zuverlässig und gleich: Abend und Morgen, das Kreisen der Sterne, das Zunehmen und Abnehmen des Mondes, Tag und Nacht - über allen Völkern, über allen Ländern, über allen Menschen. Den Gesunden, den Kranken, über denen die geboren werden, über denen die sterben, über den Ängstlichen, den Zuversichtlichen, den Mutigen, den Vorsichtigen - über allen. Über allen gleich. Seit Menschengedenken.

Das hat etwas tröstliches und macht die Stille dieser Nacht tiefer und grösser.
Auch wenn Ostern in der Coronakrise schier vergessen geht: sie steht vor der Tür.

Ostern. Die alte Menschheitshoffnung, dass durch Dunkel und Tod etwas weitergeht. Unerwartet. Erneuert. Ganz nah, gross und tief. So stehe ich da, unter dem Ewigen des nächtlichen Frühlingshimmels, berührt und verbunden - und atme "das Dunkel der Erde" (Rilke) und denke an alle, die jetzt arbeiten, die jetzt vor lauter Schutzmasken den Himmel nicht sehen können, die jetzt in existentieller Angst nicht schlafen können ... die in diese Welt hinein geboren werden, die aus dieser Welt heraus geboren werden ... atme für sie den viel grösseren Atem der Hoffnung. Ostern.

In diesem Sinn nicht nur "bleib gesund", sondern auch und von ganzem Herzen: Frohe Ostern.